Reisebericht einer Rundreise

Costa Rica, Nicaragua und Panama

Unsere Freunde Ywongg & Chris Biersack unternahmen 2009 eine Rundreise durch Costa Rica, Nicaragua und Panama. Hier Ihr spannender Reisebericht.

Nicaragua

Besame mucho, Ihr Lieben,

irgendwann im Leben braucht man eine Auszeit. Bei uns, Ywongg (35) & Chris Biersack (38) aus Konstanz am Bodensee, war es der Cocktail aus frustrierender Arbeit, Kälte, Honeymoon und dem großen Überdruss des provinziellen Deutsch-Seins.

Da kam die Einladung von Freunden in ihr kleines Hotel (www.tortugadelmar.net) gerade richtig, um eine neue Region kennenzulernen und sich etwas Zeit zu lassen.

Es ging nach Costa Rica, Panama und Nicaragua. Wobei unser Hauptziel Costa Rica hieß.

Zeit : 8 Wochen. September bis Dezember 2009.

Im Gepäck ein Reiseführer von CR, ein Fotoapparat, ein Netbook und ein paar Klamotten. Keine Pläne, keine bestimmen Ziele,mit viel Rückenwind ging es los in ein unvergessliches Road Movie Abenteuer. Ziel war es, das Land und die Menschen besser kennenzulernen und zu schätzen, was man zu Hause hat.

Man riet uns zur Vorsicht, da die Kriminalität in Zentralamerika sehr hoch sei. Doch gleich vorab: Wir hatten in der ganzen Zeit nicht eine Situation, die gefährlich war. Mit vernünftigem Menschen-verstand und ohne Goldschmuck hat man keine Probleme.

15 Stunden Flug ab Frankfurt/Main über die Dominikanische Republik in die Hauptstadt San Jose (CR). Danach Akklimatisieren im Cabinas Hotel direkt am Strand (Playa Hermosa / Jáco) bei einer der besten Surfspots des Landes. Und los gings.

Ich hoffe Ihr habt Freude an diesem kleinen Bericht, der eher eine Momentaufnahme als ein Wegweiser sein soll.

Land : Costa Rica
Ort : Playa Hermosa / Jáco
Wetter : Regenzeit / El Ninio
Woche : 1

Wenn wir alle neuen Eindrücke schildern würden, die wir beiden hier in den ersten drei Tagen erlebt haben, wäre ruckizucki der Tag vorbei. Diese „Neue Welt“, wie einst Herr Humboldt Mittelamerika nannte, ist für uns Toastbrote (so nennt der gemeingefährliche Tico, der Einwohner Costa Ricas, die Touristen) überwältigend.

Wir kämpfen mit der Temperatur – man ist immer nass. Pro Atemzug mindestens ein Liter Wasser in der Lunge. Es fühlt sich wirklich so an, als ob man Wasser atmet.

Pünktlich zur Abenddämmerung folgt der Regen, was in den ersten Minuten Erleichterung bringt, sich aber dann sehr schnell zur Finnischen Sauna verändert. Exotische Tiere (Libellen, Frösche, Aras/Papageien und Leguane in diversen Größen) gelten hier eher als Plage, und Pflanzen, für die in deutschen Gärtnereien Luxuspreise genommen werden, sind hier einfach Unkraut.

Ein weiteres, kleineres Problem ist die hiesige Küche. Zum Frühstück (6 Uhr) gibt es Bohnen mit Reis und Paprika, Grillkäse, Speck, Ei und Salsa (diverse Saucen) – was zum Blähbauch führt. Im internen Pups-Duell (Ywongg versus Chris) führt die Chefin 29: 23!

Der Costaricaner ist ein wirklich freundlicher Mensch. Schon am Flughafen wurden wir von einem Zöllner mit „Kutten Tach“ empfangen und auch sonst findet man schnell Anschluss.

In den kommenden Tagen machen wir kleine Ausflüge ins Umland (Wasserfall, eine Bootstour, um Krokodile zu sehen), um dann schon kommende Woche nach Panama zu reisen und uns die Wunderwelt der Karibik anzusehen. Angeblich soll im September das Wasser glasklar sein. Das werden wir ausnutzen, um zu schnorcheln und vielleicht sogar einen Tauchgang zu wagen.

Land : Costa Rica
Ort : Playa Hermosa / Jáco
Wetter : Tropenhitze (32 Grad) und starker Regen (in der Nacht)
Woche : 2

Ja, es braucht schon einige Zeit, bis man sich hier an alles gewöhnt. Das Klima, die grüne Hölle und diese seltsamen, netten Menschen. Hier in Playa Hermosa haben wir noch keinen über 50 gesehen. Hermosa ist das Surfer-Paradies. An diesem Strand wurden 2009 die World Surfing Games ausgetragen, also nur junge, gut gebaute Amis und ein paar lokale Teenager. Ywongg hat schon einiges zum Schauen.

Am Donnerstag war der Tag der Schockmomente: Das erste Megagewitter (unsere Sommerstürme von 2009 waren harmlos dagegen), der erste Supermarktbesuch, der erste Geier, ein Kugelfisch, die ersten Kröten, eine fürchterlich große Heuschrecke, ein Papageienkrieg, der erste Latino Sonnenbrand, Glühwürmchen und der erste kleine Esel (Burrito).

Burritos sind so eine Art Frühlingsrolle mit diversen Füllungen. Das schmeckt richtig lecker. Zu allem gibt es Bohnen (die kleinen Schwarzen) und Dipp-Saucen. Man isst nicht besonders scharf und alles muss ganz klein geschnitten sein. Mittlerweile hatten wir auch schon Kontakt zu den Ticos. In Deutschland meckert und jammert man auf hohem Niveau, aber hier ist Meckern ein Volkssport und alles wird auf den Lieben Gott geschoben. Z. B.: „Sorry Chef, ich konnte heute nicht zur Arbeit kommen; Gott hat es so gewollt!“

Seit zwei Tagen ist auch Melissa (eine US-Surferin) im Hotel abgestiegen. Was für ein Energiebündel. Was bedeutet, dass die Jungs in Unterzahl sind und sich die Mädels ganz schon bedienen lassen. Aus dem „wir gehen mal für eine Stunde Bikini shoppen“ wurden 5 Stunden und gestern waren die drei (Melissa / Ywongg & Herbergsmutter) im Schönheitssalon. Ywongg hat sich „French Nails“ machen lassen. Ich wusste nicht, dass die Franzosen in der Fingernagel Top Ten ganz vorn liegen. Ganze 10 US$ für mindestens 1 Stunde Arbeit. Fairer Preis!

Der Hotelier meinte, dass die Preise sehr gestiegen seien – wir fanden das noch nicht. Für zwei Mittagsgerichte (Burrito und Pasta) und zwei frisch gepresste Fruchtsäfte 0,5l haben wir 8 US$ bezahlt.

Kommende Woche geht es dann ab nach Bocas Del Toro (Panama) zum Tauchen. Das soll „das“ Karibikparadies sein. Zuvor gehen wir aber noch in den Regenwald zum Canopy . Da lässt man sich an Drahtseilen durch das Dickicht gleiten und klettern auf Bäumen rum, steht bis zu den Knien im Matsch. Jetzt muss nur noch das Wetter mitspielen.

Land : Costa Rica
Ort : Playa Hermosa / Jáco
Wetter : Sonne
Woche : 2

Die Bergtour hat sich als echtes Wagnis herausgestellt. Diverse Drahtseile zogen sich durch 40 bis 50 Metern Höhe. An diesen rutschte frau dann durch die Blattkronen. Vorbei an Affen (es gibt kaum etwas, was mehr stinkt als Affenpuhpuh), giftigen Fröschen, die einem mal schnell auf den Trampelpfad den Weg versperren, und Blattschneideameisen mit ihren meterlangen Autobahnen. Angstschweiß stand Ywongg auf der Stirn, und eine gewisse Computerbräune war in Ihrem Gesicht zu sehen. Als dann die ersten zwei Seile gemeistert waren, fand auch die Süße ihren Spaß daran, während wir Jungs uns die ganze Zeit überlegt hatten, ob es möglich wäre, eine Kurve einzubauen.

Immerhin überbrückt man Höhenunterschiede von 20 bis 30 Metern auf bis zu 160 Meter langen Seilen. Ach ja, bei einer Luftfeuchtigkeit von 120%. Der Name Regenwald kommt nicht davon, weil es dort immer von oben regnet, sondern weil man sich halt immer so anfühlt, als ob man im Regen steht. (Biersäcksche Weisheit!)

Derweil ging am Strand der Punk ab. Am Wochenende ist Hauptstadttag. Da reist halb San Jose an den Beach und popelt sich gegenseitig die Pickel vom Rücken. Auch so eine Art Volkssport, genauso wie Geschäftchen Machen. Provision ist das Zauberwort: Wenn das Hotel einer Masseuse einen Gast vorbeischickt, kassiert man dafür. Das zieht sich durch alle Schichten und kann ganz schön nerven, da alle sehr schnell abkassieren, sich aber sehr lange für die Provisionszahlungen Zeit lassen. Dieses Spiel gilt auch für Touristen, weiß nur keiner!! Ich empfehle daher ein extra Provisions-Konto-Buch. Wo bekomme ich was von wem.

Am Beach zeigt die Frau, was sie hat. Die momentane Mode besteht aus 80er Neon Bikini mit einer Netzstrumpfhose in diversen Farben drüber. Mann zeigt Bauch und Handy. Auf jeden Fall gibt es einen modischen Unterschied zwischen Ticos und Touristen. Die Touristen sehen meistens Scheisse aus.

Wir zwei Turteltauben fanden das nicht so romantisch und fühlten uns beim Sonnenuntergang Schauen etwas genervt von den erotischen Praktiken um uns herum, deswegen haben wir erst mal ein paar Bierchen getrunken. Die hiesigen Sorten heißen Imperial und Pilsener.

Was die Sache nicht netter machte, weil Melissa, der kleine US-Moppel-Zwerg, in der Nacht einen Teenager-Nervenzusammenbruch hatte. Sie nannte sich selbst “Dirty 3O-ty“, hat drei Liebschaften und fällt um, wenn einer der drei sich beschwert. Ihr „engster Freund“ hat „bitch“ im E-Mail geschrieben, was das kleine Amiherzchen einfach nicht verkraftete, und so was will Weltmacht sein, ha ha!

Um genau ihr aus dem Weg zu gehen, starteten wir am kommenden Tag eine kleine Bootstour. Dort trafen wir das Krokodil Monica Lewinsky (nicht die bekannte Mundakrobatin), sondern so ein kleines Etwas mit vielen Zähnen und großem Hunger. Unmengen an Vögeln, Krebschen, Mangroven, alles da, was man nicht kennt. Ich wollte mir die Namen dieser Arten aufschreiben, hatte aber nur einen Kuli vom Wienerwald dabei. Und mit dem kann man einfach nicht poetisch sein.

Der kommende Trip geht von Westen nach Osten über die Berge zu den sieben Zwergen nach Bocas del Toro.

Nicaragua

Land : Costa Rica
Ort : Von West (Playa Hermosa/Costa Rica) in den Südosten (Porto Viejó/Costa Rica)
Wetter : Wir hatten seit Tagen keine trockenen Haare mehr!
Woche : 2

Per Bus ging es erst mal nach San Jose. Die öffentlichen Verbindungen sind großartig ausgebaut und sehr erschwinglich. Bei unserer Fahrt gab es keine besonderen Vorkommnisse, wenn man nach örtlicher Denkweise vorgeht. Der Busfahrer war ein echter Frauenschwarm und bei jeder 3. Haltestelle (Bummelzug-Bus) mussten erst mal Küsschen verteilt werden, SMS geschrieben und gefühlte 30 x in Folge Robbie William´s „Angel“ auf spanisch! mitgesungen werden.

Endlich mit 1,5h Verspätung kamen wir in SJ an. (Ein perfektes Beispiel für „Pura Vida“, das in CR als Lebensdomain ausgegeben ist und auch als Gruss verwendet wird.)

Wir glaubten unseren Augen nicht. Der Busbahnhof nennt sich Coca Cola und war das Widerlichste und Ärmste, was wir beide je gesehen hatten. Armut, Taschendiebe, Bettelnde jeden Alters. Zum Glück erwischten wir binnen 15 Minuten den nächsten Bus, der uns auf die karibische Seite ins vergessene Land brachte. In unserem Reiseführer wurde Porto Viejó als kleines verschlafenes Fischerdorf und einzige Busverbindungsmöglichkeit nach Bocas/Panama geschildert. Schon bei dem Wort Karibik floss uns der Speichel im Mund zusammen, Palmen und Langusten, Pin Up Fotos und brauner Rum immer vor Augen.

Mit diesen Traumbildern nahmen wir auch die weiteren 7 Stunden Reise im unklimatisierten Schulbus auf uns. In den Bergen regnete es so wild, dass der Bus bei jedem Bremsen 1 Meter rutschte. Im Delta angekommen, wurden wir so durchgeschüttelt, dass ich bei der Pinkelpause nachsehen musste, ob Milchschaum rauskommt. Vorbei an Dörfern mit lustigen Namen (Germania, Boston, Stratfort und Westfalia) in den Sonnenuntergang.

Die Provinz Limon ist das Land von Chiquita Inc. (früher International Fruit Comp.). Die Einheimischen sagen, dass die Firma mehr für sie in dem vergangenen Jahrzehnten gebracht hat als die Costaricanische Regierung selbst. Aber hier herrschen die kolumbianischen Drogenbarone, die in der Nähe zu Panama ein geeignetes Rückzugsgebiet gefunden haben.

Dies sieht man daran, dass zwischen der kilometerlangen (laut Karte ca. 300 km) Bananen- und Ananasplantagen immer mal wieder ein Schloss oder eine viel zu moderne Villa auftaucht. Als der Körper zu streiken drohte, waren wir endlich da. Aber wo ist hier?

Nix mit Romantik und verschlafen. Ganz im Gegenteil – Goldgräberstadt aus Wellblech, Drogensumpf und Prostitution. Dazu Vollmond, Schüsse, Krebse so groß wie Mittagstischteller und Hippies. Ich war ja noch zu klein, als Uschi Obermeyer und Gesellen ihr gelobtes Land in Goa fanden. Und der US Kibbuz Cancun (Mexico) hat mich auch nicht interessiert. Aber Viejo ist das neue Zentrum der vereinigten internationalen „Ich stoss mir auf dumme Art und Weise die Hörner ab“ Teenagerhippies. Hotel gefunden – Wetter mierda – zwei Nächte überstanden und ab nach Panama.

Ich schreibe noch den Autor unseres Reiseführers an und schlag ihm vor, das Kapitel Viejo auf einen Satz zu kürzen: Hier verteilt Gott harte, linke Haken! (Danke Herr Foxx)

Land : Costa Rica nach Panama
Ort : Im Munde des Stiers (Inselgruppe Bocas del Toro / Panama)
Wetter : So wie wir uns es geträumt hatten mit etwas Starkregen und etwa 10 Grad zu heiß.
Woche : 3

Auch dieser Ochse braucht eine gute Zahnbehandlung. Die Isla Colon ist eine von mehreren Inseln, die zusammen ein Archipel bilden, das von der größten Insel Bastimentos von Wetter und Wellengang geschützt wird. Das Meer ist hier spiegelglatt und glasklar, ein Traum für jeden Taucher.
Die Auswahl an Hotels ist groß, mit etwas Suche findet man auch das richtige für jeden Geldbeutel.

Da der einzige Strand zum Baden auf der Schwesterinsel war und wir am ersten Tag mal wieder zu spät für eine geführte Tour per Boottaxi waren (hier heißt das Bier Cerveza Panama), gingen wir beide eben mal wieder auf eigene Faust los. Unser Ziel hieß „Red Frog Beach“.

(Anmerkung: Aus mir nicht erklärlichen Gründen war auf der Karibikseite Sommer und Hochsaison. Und in der Nacht hat es ca.60l auf den m2 geregnet.)

Wir also per Bötchen auf die Insel, immer den Wegweisern nach und schon etwas skeptisch, da das einzige Dorf ganz schön vermüllt war. Kleine Kinder, die mit Hühnern kuschelten, Essensreste von 3 Wochen, die irgendwo lagen, und all diese aufgebrochenen Riesenmuscheln, die den Panas hier als Nahrung dienen. Egal, gerade aus durch und Kopf hoch. Pustekuchen. Der einzige Weg endete auf einem Friedhof und plötzlich kam Urwald.

Kurz Mut Machen für Ywongg und ab mit unseren Flip-Flops durch den Dschungel. Der Anfang war noch zu meistern, aber nach ca. 300m war dann Schluss mit Peter Lustig. Ywongg hat bis dato schon 2 Mal ihre Schuhe im Schlamm verloren und natürlich durfte McGyver Chris sie erst mal suchen.

Das Schöne daran – Tonerde, blutrot, knietief im Matsch, verbrannt von der Sonne und ängstlich, da es bei jedem Schritt raschelte. Nur zur Erinnerung: „Wenn es hier raschelt, ist es keine Plastiktüte!“. Doch die Belohnung kam prompt: Azurfarbenes Wasser, Schneestrand und nur 6 weitere Menschen auf 1 km. Etwas ärgerlich, dass wir denselben Weg zurück mussten!

Am Abend hatte ich dann eine kleine Unterhaltung mit einem echten Rastafari. Das sind die Haile Selassi Anhänger, die seit den 20ern die Back To Africa Bewegung forcieren und eine eigene kleine altapostolische Gemeinde bilden. Das ging ungefähr so, stellt Euch eine ganz ruhige Ballade mit ca. 50bpm Takt vor: „yoo, man. Duuuuu muuust ganz geeeeradeeee aus, man. Dann kooooomt das Ratihausi, man. Zwei mali linksi, man. Dann zur Pairate Baaar, man. Yo, das is gudd mann.“

Alles verstanden? Ich nicht. Egal war so ne Art spanglish. Ach ja, unser Spanisch bringt hier nicht so viel. Die Zentralamerikaner haben einen eigenen Dialekt, der im Vergleich zum Hochdeutsch eher an das Schwäbische erinnert.

In weiteren Gesprächen fanden wir noch heraus, dass gerade ein neuer Bürgermeister gewählt wurde. Als dieser zum ersten Mal das Rathaus betreten durfte, waren sämtliche Kassen geplündert, alle Konten leer geräumt und die Festplatte des Zentralrechners neu formatiert. Dafür hat der Alte dem Neuen noch 2000 unbearbeitete Akten dagelassen, was ich persönlich ziemlich nett fand.

Dieses Verhalten zieht sich hier durch alle Schichten. Die wollen alle nur dein Geld, aber nix (wirklich gar nix) dafür tun. Zum Vergleich: eine Asiatin setzt am Tag 2500 Kugelschreiber zusammen, der Karibiniero schafft 15, davon 8 falsch.

Auch wir haben uns dann noch eine Schnorcheltour gegönnt, die uns in eine ganz andere Welt brachte. Papageienfische funkeln wirklich in allen Farben, und Seepferdchen sind sehr schwer auszumachen. Uns hat es gereicht. Zuviel Sonne, zuviel Bob Marley, zuviel Dummheit. Die haben es so schön hier und machen sich alles durch ihre dumme Art und Weise kaputt. Karibik ahoi - ab in die Berge nach Boquete auf der Suche nach dem fabelhaften Quetzal und den gemeingefährlichen Tigerenten.

Land : Panama
Ort : Von der schwülen Karibik (Isla Colon) in die Berge von Panama (Boquete/Vulcano)
weiter an den Strand (David), zurück nach Costa Rica (Rio Clara)
in die Shoppingstadt San Isidro
Wetter : Ewiger Frühling- dann wieder Tropenhitze – Regen und Smok
Woche : 4

Nach so viel Sonne und Strand und den nervenden Abzockern haben wir uns eine Sonnenauszeit in der Seniorenresidenz Boquete (2200m ü.M.) gegönnt.

Von der Karibik (Bob Marley habe sie gnädig) ging es mit einem Kleinbus wieder an den Pazifik. In Deutschland geht ein Kegelklub rein, wir haben 42 Personen gezählt. „Colegial“ nennt man diese Art Bummelbus, der jeden einsammelt, der am Strassenrand die Hand hebt. Da kann es schon mal vorkommen, dass man ein Kind auf den Schoss bekommt oder im schlimmsten Fall ein Huhn. Für 5 Stunden Fahrt (ca.250 km) haben wir zusammen 7$ bezahlt.

In David (mit langen „ie“ gesprochen) haben wir uns dann ein Auto gemietet und sind ab in die Berge, dem ewigen Frühling entgegen.
Hier im Norden von Panama wird der beste Kaffee von Zentralamerika (sagt ja jede Region) angebaut. Der Geschmack war stark, aber sehr mild im Abgang und ein wirklicher Unterschied zu dem, was wir zu Hause trinken.

Noch vor Tagen von Ananas und Bananen umgeben, bestimmen jetzt Kaffeeplantagen und Limonenbäume das Strassenbild. Frühstück mitten in den Wolken, Abendessen im Nebelwald und keine Spur von Aggression oder Stress. Im 15000-Seelen-Dorf, in dem noch etliche echte Indianer zuhause sind, stehen die Türen offen, und die Temperaturen sind ganzjährig um die 20 Grad.

Doch die Wirtschaftskrise zeigt sich auch hier. Wir waren eigentlich immer die einzigen Gäste, egal ob in Panama oder CR. Da fallen die Preise, und wir können uns auch mal etwas Luxus gönnen.

Für Boquete sprechen die zahlreichen Naturfotos, Plantagenbesichtigungen und das Hochland auf ca. 3000 Metern. Yvonne hat mindestens 100 Mal „Wow“ und „halt mal kurz an“ gesagt. Wirklich überwältigend das Ganze und eine Wohltat für unsere Haut.

Weiter ging es zurück an den Pazifik nach David in ein 5-Sterne Luxushotel namens Las Olas. Nach langer Suche eines der saubersten Hotels im Norden von Panama. Hier sind Übernachtungsmöglichkeiten eher rar. Auch hier gab es Sonderangebote, aber die 5 Sterne hatten sie in den 80ern und die tolle Anlage, mit denen sie die ganze Region plakatiert haben, bestand nur auf dem Computer.

Spaß hatten wir dennoch, besonders mit einem vollkommen betrunkenen, amerikanischen Schwulenpärchen, die in CR (wahrscheinlich das einzige Land der Welt, das keine Armee besitzt!) und Panama Waffen verkaufen und die immer über den Friedensnobelpreisträger Obama gelästert haben. Dany (ca. 55, schmierig und fett): „Der Neger will nur an mein Geld und es den Armen geben“. Herr Biersack: „Naja, die Reichen kennen halt keinen Hunger, schmeckt der Krabbencocktail?“ Er hat es mit Humor genommen und ständig wiederholt, was es für eine Wohltat sei, ein so schönes Englisch zu hören! (Nicht umsonst lernen wir in Konstanz den Oxforddialekt.)

Kulturelle Veranstaltungen und besondere Sehenswürdigkeiten sucht man vergebens. Man wandert hier, fährt Mountainbike, reitet durch den Nebelwald oder lässt die Seele an kilometerlangen, einsamen Stränden baumeln.

Wir verstehen, warum das Tigerentchen immer nach Panama wollte. Dieses Land ist so wunderschön und so anders als CR. Dieses Land ist reich, dank seines Kanals, seiner Freihandelszonen und den Billigflaggen und deswegen den Amerikanern so freundlich gestimmt. Sie haben gute Strassen (nur alle 150m ein Schlagloch, aber geteert), sind etwas fleissiger und haben ein ganz besonderes Hobby: Rasen Mähen. Man spielt Baseball, kein Fussball, isst Hamburger, und an der Tankstelle gibt es Gallonen (3 Komma irgendwas Liter) für 1,68 $. Im Vergleich ist es auch 40% billiger als CR, und es leben gerade mal 3,5 Millionen Menschen, davon 1,8 in Panama City. Doch der Weg in die große Stadt war einfach zu weit.

Nächster Stop: Rio Claro in Costa Rica. Via Tica-Bus aus David ging es eine knappe Stunde zum Grenzübergang. Die Einreise war kein Problem, wenn man Schlangestehen gewöhnt ist. Zur Ein- und Ausreise genügt ein gültiges Rückflugticket.

Durch Zufall haben wir im Internet ein kleines Hotel gefunden, dass von einem deutschen Paar aus Gladbach geführt wird. Wir hatten ja noch einige Fragen zwecks Route und deswegen nahmen wir auch den leicht gehobenen Preis in Kauf. Was wir gefunden haben, war ein Garten Eden. 6 Hektar biologische Agrarkultur, Verwertung des eigenen Anbaus und ein Gartenmuseum www.palmeraldorima.com. Es stellte sich heraus, dass Manfred Vizepräsident des Tourismus-Verbands von CR ist.

Nicaragua

Was für ein Glück, alle Fragen wurden uns beantwortet, ein Auto organisiert, auf Wunsch für uns sehr lecker gekocht und nette Geschichten ausgetauscht. Leider waren wir mal wieder die Einzigen, und Doris und Manni hatten Deutschdefizit. Um mal Ruhe zu haben, mussten wir flüchten, egal, auch hier hatten wir Rückenwind und unsere Glücksengel meinten es super gut.

Mir fiel deswegen das Glücksprinzip wieder ein, das ich Euch gerne vorstellen möchte. Eigentlich ganz einfach: Wenn Dir etwas Gutes widerfährt, gib 3 Mal Gutes weiter und zwar überraschend. Beschenk einfach mal jemanden auf der Strasse mit Blumen oder teile ein Busfahrkarte oder verteil einfach mal ´ne Hand Centstücke auf der Strasse. Jeder freut sich über einen „Glückspfennig“ (nicht so lang, aber ein Lächeln kommt dabei immer heraus). So bekämpfen wir das Böse und die ganze böse WELT wird netter. Denkt mal drüber nach!

Ansonsten bietet Rio Claro nichts. Mehr geboten wird in Golfito und Umgebung. Etliche Nationalparks, die einen Besuch lohnen, Wassersport, Nachtleben, alles dabei.

Dieses Mal mit einem Jeep unterm Popo und etwas Naturüberschuss, mussten wir doch mal wieder Zivilisation schnuppern und deswegen ging es ins Einkaufsparadies San Isidro (so hatte man es uns erzählt).

Nachdem wir in einem sehr billigen, aber sauberen Stadthotel eingecheckt hatten, gingen wir los, um die auf 8 x 8 Straßenblocks verteilten Geschäfte zu erkunden. Was für ein Schilderdschungel, Lärm und Plastikgeruch uns hier empfangen hat, ist wirklich amüsant. Frau zeigt, was ihr Körper hergibt, in 3 Nummern zu engen Klamotten und gepaart mit Pumps und Plateau, die Erfinderinnen des „Presswurstlooks“. Die „Ich mach Sie scharf“ Beauty-Salons reihen sich nacheinander sowie Kunstlederschuhe-Läden und besondere Parfümerien.

Die Männer hingegen, stecken alles in ihre aufgepimpten Autos, mit Neonlicht unterm Boden, überall Spoiler, hässlichem Airbrush-Dekor und extra lauten Motoren.

Nach Abgrasen der gesamten Meile fanden wir einen Secondhand-Laden und wir wurden beide fündig! Ein „3 Engel für Charly-Shirt“ und ein „Kubanisches Fussball-Trikot“ für zusammen 1,50 €! Danke, dass andere Menschen Sachen weg geben.

Fast-Food-Ketten aller Art boomen, deswegen ist man mit Grösse 42 eine der Schlanksten. Noch nie bekam Ywongg so viele nette Ola’s, Pfiffchen und Blicke. Als Blondine in Gr. 38 ist man hier rar und für Chris war es doppelt amüsant. Anstatt Grosseinkauf investierten wir unser Geld mal wieder in Bierchen und sehr leckeren Backwaren!

Jetzt der Männerpart: Gestern war die große WM Endrund. In CR sind alle Fussball verrückt. Ywongg & ich waren auf der Suche nach einer bekannten Bar (uno mass). Es spielte CR gegen USA. In den Geschäften war zwar Licht, aber Jeder und Jede saßen vor dem TV oder Radio, teils schlossen große Supermärkte, die Strassen verlassen und still. Als CR mit 0:2 in Führung ging, wackelte alles und Autoalarmanlagen gingen zu Dutzenden an. Hinter den Fenstern wurde gesungen und getanzt. „Viva Armando Alonso“ hallte es durch die Dunkelheit. Plötzlich 1:2, dann spürte man die Spannung.

An den Busstationen drängten sich Dutzende um einen Mini-TV. Taxen, Linienbusse, Polizisten, alles stand still. CR brauchte den Sieg zur direkten Qualifikation. Noch zwei Minuten Spielzeit. Muttis mit Stoßgebeten, Kinder mit offenen Mündern, dann plötzlich Stille und nicht für Kinderohren geeignete Ausrufe. Ausgleich in der Nachspielzeit. CR muss in die Relegation. Schade, wir hätten gerne mitgefeiert, haben uns aber dann ganz schnell und laut als Deutsche ausgegeben und mitgetrauert.

Daumen Drücken half leider nicht, diese Menschen hätten einen Startplatz in Südafrika verdient. Im Umland fanden wir einen Tiki-Garten auf 2000 Metern Höhe in der Nähe zu Rivas, wir besuchten den Nationalpark Chirripó und entspannten in der Aguas Termales Herradura bei wohltuenden 40 Grad Wassertemperatur.

Glück 2: Gestern Morgen hatten wir einen platten Reifen. Irgendein böser Nagel wollte unbedingt mit auf die Reise. Mit drei Rädern fanden wir nach ca. 500m eine Werkstatt. Die Mechanikerjungs sahen mein blondes Porschegirl, sofort musste ein anderes Auto herausfahren und binnen Sekunden standen 4 Mechaniker um uns herum und machten sich an die Arbeit. Mist, dachte ich, das geht jetzt sicher ans Geld. Binnen 5 Minuten war der Reifen geflickt und ich durfte zur Kasse, während die Jungs ganz nett mit Ywongg flirteten.

Dann der große Preisschock. 2000 Colones (1,80 Euro).
Da lohnt sich doch ein Werkstattbesuch.

Land : Costa Rica
Ort : Entlang der Küste in den Norden zum Vulkan Arenal
Wetter : Umgeben von zwei Tiefdruckgebieten, drückend aber bewölkt
Woche : 5

Von San Isidro ging es kreuz und quer auf der Interamericana immer an der Küste nach Norden. „Ohne ein bestimmtes Ziel“, wie schon Bernd Spier in seinem Schlagerklassiker besang, klapperten wir abwechselnd die Strände ab, um dann endlich die richtige Strasse zum Arenal zu finden. Nicht lachen, Wegweiser sind hier eine Rarität, aber ein Auto bringt die Vorteile, dass man die groß beworbenen touristischen Ziele (viel zu teuer) umfahren und einfach mal anhalten kann, wo man will.
Der Arenal ist einer der 5 aktiven Vulkane weltweit. (Quizfrage: Wo sind die anderen?)

Bilder aus dem Internet und Erzählungen anderer Reisender entfachten in uns eine prickelnde Spannung, als ob man noch mal 5 Jahre alt wäre und auf den Weihnachtsmann wartete. (Mamacita dónde está Santa Claus?) Sprühende Lava, Magma und all die anderen schönen Sachen.
Doch seit Tagen umzog uns ein Tief, namens Henry V., das sich zu einem starken Tropensturm entwickelte.

Erste Panik, ein Tornado könnte entstehen, wich, als sich auch noch Manuel (ein Tief aus der Karibik) anschloss. Das Ergebnis waren Wolken und Regen, und dieser verflixte Vulkan zeigte sich nie in voller Pracht. Geformt wie ein wunderschöner Pickel, aber ständig umgeben von Wolken. Nach stundenlangem Vulkan-Striptease und bitterkalten Nächten (22 Grad) mussten wir uns erst mal aufwärmen und genossen einen SPA-Tag.

Es zog uns in die weltbekannte Therme Baldi, die ihr Wasser direkt aus eigener Quelle aus der Lavaschicht bezieht. In den 18 verschiedenen Thermalwasserbecken, die zwischen 28C und 67C!! heiß waren, fühlten wir uns pudelwohl, verweigerten aber den Konsum, da ein Bier 6,50$ kostete und einfaches Wasser 5$. Wieso auch Wasser kaufen, wenn man an/in der Quelle ist?

Ach ja, wir waren eigentlich mal wieder die Einzigen. Der SPA-Effekt schlug ein wie eine Talibanrakete, gerade noch ins Bett geschafft und umfallt!

Mir fiel dieser nette Limerick ein: Ein Pferd dat hat vier Beiner, an jeder Seite einer, und hätt dat nicht vier Beiner, umfallt!

Übernachtet haben wir in La Fortuna de San Carlos. Ein kleiner, sehr schöner Ort mit einer Kirche als Mittelpunkt. Es ist auch ein sehr touristischer, teurer Ort. Aber er bietet alles, was der Wanderer und Vulkanliebhaber braucht.

Die weiteren Tage verbrachten wir mit Vogel- und Blütenkunde, einen Ritt um den Arenalsee und einem Besuch in einer deutschen Bäckerei in Nuevo Arenal.

Der Betreiber „Knödel“ aus Wangen i.A. berichtete uns die gleichen verzweifelten Geschichten über die Arbeitsmoral der Ticos und den Behördenwitz, die Einsamkeit und die Wirtschaftskrise, wie es alle Ansiedler tun, die wir getroffen haben. Ob es jetzt „verzweifelte Geschichten“ sind oder „Geschichten, die von Verzweiflung“ handeln, sei dahingestellt.

Wir hatten genug von diesem exotischen Stangentänzer (Vulkan), der sich einfach nicht zeigen wollte, und düsten mit unserem BeGo (Jeep) wieder ans Wasser, in der Hoffnung auf Meersonne. Warum man aber ein Tief nach einem Sonnenkönig benennt, ist uns unklar!

Weiter ging es nach Playa del Coco (ganz im Norden/Halbinsel Nicoya), unserem Ausgangspunkt nach Nicaragua. Hier reit sich Strand an Strand, Hotel an Hotel. Alles sehr touristisch und für jeden Geldbeutel. Promis der Welt geben sich in Playa El Ocotal die Hand, Hubschrauber fliegen die VIPs ein. Wir haben uns für den kleinen (sehr kleinen) Ticoballermann entschieden, da wir nach so viel Natur auch mal den feiernden Einheimischen erleben wollten.

Nach kurzem Halt in einer Schmetterlingsfarm und einer Auffangstation für Wildtiere (in Liberia) landeten wir im Kitschparadies eines italienischen Ehepaars. Ob es jetzt neo-Obi-list oder doch griechisch-römisch war, egal, es war gelb oder doch orange? Pool in der Mitte, Säulen drum herum und vom Herbergsvaterbalkon trällerte leise eine italienische Arie in unser Öhrchen. Alles ganz neu, eigenes Appartement incl. Küche, TV und riesiger Balkon für 25.-$ pro Nacht.

Neben dem Hotel gab es drei Discos, welche pünktlich um 19.00 Uhr mit ihrer Lärmolympiade begannen und erst gegen 3.00 Uhr den Sieger bestimmten. Meistens gab es ein Unentschieden, darum schliefen wir am Tag und flüchteten uns in die TV-Welt am Abend. Oder feierten einfach mit.

Die Ticos haben DDR Fernsehen, die USA zeigen „Wahr oder falsch“, eine Teenagershow um die Frage, ob die Brüste echt sind oder nicht, 6 mal Fussball-Kanäle und Beautytipps rund um die Uhr. Der kleine Rest besteht aus CSI und ER (mit Georg Clooney!), der große Rest aus Telenovelas.
Es gibt hier sogar einen Verein für die sofortige Einstellung der Novelas, weil diese das soziale Leben beeinflussen und dramatische Schicksale hervorrufen.

Ach ja, immer dieses Hollywood.

Ein Tagesausflug in die nahe gelegene weiße Stadt Liberia, die mit einen tollen Kulturzentrum, einem sehr schönen Adobe-Haus und kleinen Geschäftvierteln aufwartet, nahmen wir noch mit. Hier konnten wir bequem unser Auto abgeben, Tickets für den Bus nach Nicaragua kaufen und etlichen Musikern lauschen. Dieses Städtchen ist sehr kulturell.

Land : Nicaragua
Ort : Granada
Wetter : Sonne satt
Woche : 6

Aus dem „reichen“ CR ging es via Tica Bus nach Granada. Keine Reisepläne, keinen Führer, nur zusammengesammelte Infos aus dem Netz, die alle „ein“ Bild ergeben sollen. Zum Glück hat Yvonne ja eine organisatorische Ader und Herr Biersack Durst. Das nationale Bier hat den Namen Tonja und Victoria.

Nur ganze 4 Std. Fahrt inkl. Grenzübertritt. Der stolze Preis von 21$ pro Person waren dafür gerechtfertigt, denn außer einmal Rucksäcke aus dem Bus rausschleppen und wieder rein (der Wirtschafts- und DEA-Behörde zuliebe, die aber eher lustlos als ehrgeizig ihren Job verrichteten), war alles ziemlich simpel, und die Fahrer übernehmen auch die Einreiseformalitäten.

Granada ist wunderschön. So könnte Havanna aussehen. Die ganze Stadt ist im kolonialischen Stil. Strikte Bauvorschriften erhielten den historischen Kern mit der ältesten Kathedrale Zentralamerikas. Die Familie Pellas (Forblist 100) hält seit Jahrhunderten ihre schützende Hand über dieses Kleinod. Ich bin so ernst, weil es mir (in den ersten Stunden der Anwesenheit) andächtig die Sprache verschlagen hat. Fritz Wunderlich fand die richtigen Worte (für das andalusische Granada, aber die passen wie ein Manolo-Blahnik-Schuh):

Granada, Du Land meiner Träume, In den Tönen des Gitanos singe ich für Dich. Mein Gesang kommt aus der Phantasie. Mein Lied ist eine Blume der Melancholie, die ich Dir darbringe. Granada, Du blutige Erde an den Nachmittagen der Stiere. Granada, Deine Schönheit wird besungen, In herrlichen Liedern.

Im Tageslicht und nach Plattfußrundgang findet man auch die Gegenseite der Medaille. Nicaragua zählt zu den ärmsten Ländern der Welt. Fast 60% der Stadt- und 80% der Landbevölkerung lebt unter der Armutsgrenze. Spanische Eroberer, der Pirat Walker, Korruption und Revolutionen, Ronald Reagan und Naturkatastrophen haben dieses Land ernüchtert. Die Schönheit liegt in der Weite und Unverbrauchtheit sowie der Lebensfreude der Menschen. Große Ketten sucht man hier vergebens. Man transportiert noch mit Eselwägen, reitet auf Pferden in die Bar. Und plagt sich mit bettelnden Kindern rum, die aber alle nur ein kleines Stück vom Glück haben wollen.

Man sagte uns, es sei gefährlich bei den Nicas. Pustekuchen, alle lachen uns an, Kinder wollen fotografiert werden, und die Straßenhunde liegen nur faul in der Sonne rum und betteln nicht einmal. Aber sie haben einen Hang zum Lärm. Jeden Abend Böller und Feuerwerksraketen, ständige Gottesdienste mit Glockengeläut. In den Hauskapellen, die jede bessere Familie besitzt, wird gesungen und gebetet und in den Bussen herrscht Technodiscostimmung.

Weiter gibt es hier sehr viele ältere Menschen, die in CR irgendwie nicht zu sehen waren. Liegt vielleicht daran, dass das Gesundheitswesen kostenlos ist? Noch was zu den Preisen: 1 x Zwiebelringe (große Portion) mit Käsesauce, 2 große Hühnerspieße (inkl. Reis und Gemüse), 1 Rinderfilet mit Beilagen, diverse Getränke und 5 Portionen Pommes für die Strassenkinder = 500 Cordoba = ca.15 Euro. Und das war eine Touristenfalle! (Okay der Dollar stand auf 1.48 Euro) Bier 0,60 Cent – Cola 0,30 Cent – 1 Std. Massage von einem Binden 5,80 Euro. Und der größte Spaß, die haben Geld aus Plastik. Wirklich, alle Scheine sind zum Teil durchsichtig.

Die Episode vom Kauf zweier Batterien muss man erzählen:
Zuerst muss man drauf kommen, dass man Akkus im Papierhandel findet. Dann an einem bewaffneten Türsteher vorbei, der einen erst mal abscannt. Rucksack abgeben, Ware suche, auf die erste Verkäuferin warten. Die ruft dann eine weitere, die die Ware zur Kasse bringt. Dann bezahlen. Ein Einpacker kontrolliert dann den Bon und hackt die Positionen ab, ein weiterer packt ein. Und beim Herausgehen signiert dann der Wachmann noch einmal den Warenbon. Und das ganze auf 6 Quadratmetern.

Pech für uns, wir hatten die falschen Akkus gekauft und mussten sie umtauschen. Fragt nicht, wie lange das dauerte. Dennoch haben 6 Mann/Frau Arbeit, alle sind glücklich und der Kunde auch irgendwann.

Dominiert wird Granada von einem großen Marktplatz, auf dem alltägliches Leben stattfindet. Kleine Essensstände, Friseure, Clowns und das abendliche Fussballtunier der Schulkinder. Die Polizei ist präsent, musst aber nie eingreifen. Eine Gastro-Allee mit kleinen Boutiquen, kleinen Musikclubs und viel Strassenkunst runden das Stadtbild ab. Die Stadt liegt an einem großen See, der etliche kleine Privatinseln hat, durch die man sich führen lassen kann. Der See ist nicht zum Baden geeignet, er ist widerlich dreckig und nette Süßwasserhaie schwimmen auch rum.

Mit dem Naturschutz haben es die Nicas noch nicht so, ein Umdenken hat aber begonnen. Granada ist sehr international, man kommt mit englisch gut voran und unbedingt solltet Ihr das Zentrum für Kultur und Kunst ansehen. Eine Schule, die von Franziskaner Mönchen gegründet wurde und in der die Schüler ihre Werke zeigen und auch verkaufen. Auch ein Besuch des Radio Vulcano sollte nicht verpasst werden. Er sendet aus einer kleinen Heimsauna. Hier könnte man heimisch werden.

Land : Nicaragua
Ort : San Juan del Sur
Wetter : Sonne und ein Hurrican
Woche : 7

Bevor der deutsche Winter uns wieder hat, entschlossen wir uns, noch etwas Meersonne zu tanken und haben im Süden von Nicaragua einen traumhaften Ort gefunden. San Juan del Sur liegt in einer Bucht und wird von einer großen Christusstatue, die hoch auf einem Felsen liegt, bewacht und ähnelt sehr der Coppa in Rio. Hier gibt es ein sehr relaxtes Dasein, kleine Bars und Fischrestaurant und einen der besten Surf-Spots der Welt. Backpacker und Surfer sind genauso willkommen wie die reicheren Touristen eines sehr schönen Luxus-Ressort, welches sich durch seine Architektur wunderbar und unauffällig an die Umgebung anpasst.

Hier sind schon einige Ausländer gestrandet, die alle Ihr Geld verdienen möchten, einem aber nichts aufdrängen. Wir fanden ein Privatzimmer bei einer einheimischen Familie und bummelten in den Tag hinein. Genug Zeit, um die vergangenen Wochen noch einmal Revue passieren zu lassen, da es im Gegensatz zu Granada sehr ruhig zugeht. Das Leben findet am Beach statt, und der Sonnenuntergang ist unbeschreiblich. Wer hier nicht relaxen kann, ist selber schuld.

Mit Tränen in den Augen traten wir die Rückreise nach CR an, um noch ein paar Tage im Orosital zu wandern und uns an das Klima zuhause anzupassen. Das Tal liegt unweit der Hauptstadt San Jose und ist bekannt für seine Bergtouren und seine nahe gelegenen Nationalparks. Der Ticobus fährt von Rivas direkt nach San Jose. Ein kleiner Tipp: Klebeband mitnehmen, um die Lüftungsschlitze abzukleben. Gefühlte Temperatur 10 Grad!

Land : Costa Rica
Ort : Orosi Tal + San Jose
Wetter : Wintereinbruch (18 Grad)
Woche : 8

Das Orosi Tal besichtet man am besten mit einem Mietwagen. Agrarkultur überwiegt in dieser Region und die Religion. Bevor man in das Tal einfährt, durchquert man noch Cartogo. Die Hauptsehenswürdigkeit ist die Basilikca de Nuestra Senora de Los Angeles, mit ihrer Sammlung von Bitt- und Dankesgaben. Das Tal liegt auf 1000 Metern, ist etwas kühler und bietet dem Naturfreund eine große Auswahl an Trecking Touren, Vulkanbesichtigungen, Nationalparks und auch ein sehr hübsches Hotel www.orosilodge.com mit direktem Blick auf den Vulkan Irazú.

Über San Jose (Hauptstadt) gibt es etliche Blocks und Reiseführer. Ein Aufenthalt von 2 bis 3 Tagen reicht vollkommen aus. Die Sehenswürdigkeiten kann man gut an einem Tag bewältigen. Sehr angenehm und informell fanden wir das Museo de Ora (Goldmuseum) und das Museo de Insectos. (Insektenmuseum). Zum Schluss noch ein Bummel über die Avenida Central (Shopping Zone) und dann ging es wieder nach Hause.

Ich hoffe dieser Bericht hat Euch inspiriert, auch einmal eine Auszeit zu nehmen. Reisen bildet.

Liebe Grüße
Christian Biersack


© Copyright by Christian Biersack | Fotos & Reisebericht Mittelamerika | Costa Rica, Nicaragua und Panama 2009